Verschiedene Vertreter von Arbeitgeberverbänden jammern gerade wieder massiv rum. In Deutschland würde zu wenig gearbeitet, ein Mindestlohn von 15 EUR sei nicht bezahlbar, man müsste Feiertage streichen und so weiter ... und so weiter.
Das Geweine mit dem Mindestlohn kommt ja eigentlich jedes Jahr, seit es ihn grundsätzlich gibt. Immer wieder hört man dann, dass mindestens 28 Trillionen Arbeitsplätze gefährdet seien und dass die Menschenschlangen vor den Job-Centern ungefähr bis Kassel reichen würden ... egal von wo. Bisher ist davon allerdings nichts passiert, außer dass ein paar Leute für ihre Arbeit etwas gerechter bezahlt werden. Und ich sag mal so: Wenn eine Firma meint, sie müsste ihren Sitz nach Tatschmudistan verlegen, weil man da ein paar Euro an Gehältern spart, dann sollen sie gehen. Ich kenne aus meiner beruflichen Erfahrung ein paar Firmen, die das bitter bereut haben.
Das Streichen von Feiertagen könnte mir mittlerweile ziemlich latte sein, weil in 2 1/2 Jahren nach der Pensionierung dann sowieso jeder Tag ein "Feiertag" ist. Und dann wäre sogar noch der Combi-Markt geöffnet ... Hurra!
Ich bin aber trotzdem dagegen, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass ein paar Erholungstage den Menschen guttun. Und weil außerdem einige Branchen von diesen Feiertagen profitieren (Gastronomie, Hotels, Reiseveranstalter, Freizeitparks, Eisdielen, Konzertveranstalter, Künstler, die Bahn, Fluggesellschaften, Lastenradverleiher - um auch mal was für die Ökos zu nennen ... 😎 - Brauereien, Gartengrillverkäufer, Museen, Sehenswürdigkeiten ... und so weiter ... und so weiter).
Besonders toll finde ich dann immer die Vergleiche, dass angeblich alle anderen Länder viel mehr arbeiten müssen (weniger Feiertage, weniger Urlaubstage, mehr Wochenstunden). Das mag teilweise so sein ... in Nord-Korea sogar ziemlich sicher ... aber was ist das eigentlich für ein schwachsinniges Argument? Nur weil andere zu blöd waren, bessere Konditionen für die Arbeit auszuhandeln, sollen wir dann auch auf Errungenschaften verzichten, die unsere Vorfahren sich erkämpft und erstreikt haben? Mal abgesehen davon, dass solche Vergleiche sowieso immer etwas hinken, weil es vielleicht dann zwar in einem Land wie Frankreich dann weniger Feiertage gibt, dafür gehen die Leute dort aber durchschnittlich zwei Jahre früher in Rente (... steht im Internet ... 😁).
Noch ein anderer Aspekt:
Ich habe heute mit einem ehemaligen Kollegen telefoniert, der jetzt 74 Jahre alt ist. Ihm geht es momentan nicht gut und er kann seine Freiheit als Pensionär leider nur noch sehr eingeschränkt genießen. Ich hoffe, dass es ihm bald nochmal wieder besser geht, aber leider hat niemand die Garantie, dass er seinen "Lebensabend" für viele Jahre gesund erlebt.
Meinetwegen soll jeder gerne länger und mehr oder auch als Rentner arbeiten, wenn er das möchte. Aber ich vermute mal, dass es hinterher nicht allzu viele Menschen gibt, die auf dem Sterbebett denken: "Hätte ich doch bloß mehr und länger gearbeitet ...". Denkt mal drüber nach!
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