Lowpricelighter versus Corona Teil 2

Bild vom legendären Cover von "Der endgültige Durchbruch des Lowpricelighters" - gezeichnet von meinem Freund, dem legendären Karl Gerd Striepecke. Die Maske wurde nachträglich aufgesetzt ... wie es sich gehört 😁
 

 

(Für alle Freunde der Lowpricelighter-Bücher habe ich nach "Lowpricelighter versus Corona" noch eine zweite Geschichte geschrieben. Oder besser gesagt: Ich habe einige Ideen, die ich mal notiert hatte, hier zusammengefasst. Ich hoffe, ihr habt ein bisschen Spaß damit, obwohl die Geschichte für die Pandemie ja fast schon etwas spät kommt ... außer für Karl Lauterbach und meinen Gitarrenkumpel vom Gesundheitsamt ... 😁)  

LOWPRICELIGHTER VERSUS CORONA TEIL 2 

ODER: WILDE NÄCHTE IN HILDESHEIM

Kaiserstraße 47 … Hildesheim“, sagte ich.

Die Stimme in meinem Navi fragte: Ich habe verstanden Dülper Weg 498 … Passau. Ist das korrekt?“

Quatsch! Ich will nach Hildesheim. HIL-DES-HEIM! Hör doch mal zu ...“, sagte ich ärgerlich.

Bitte wiederholen Sie die Angaben und nennen Sie die Straße und den Ortsnamen!“ „Wenn ich so was schon höre. Und dann noch in diesem patzigen Befehlston. Den kann diese Navi-Tante mit der nervigen Stimme sich gleich mal sparen … Ich lass mich doch nicht von einem Gerät verarschen!“

Ich habe das leider wieder nicht verstanden. Bitte wiederholen Sie die Straße und den Ortsnamen“, plärrte das Navi.

BOAH! KAI … SER ...STRA ...SSSSSE SIEBÄÄHN … UND … VIER ...ZICH … HIL … DÄÄS ... ... HEIM.“

Ich habe verstanden Kögörük Sokak 8A … Istanbul. Ist das korrekt?“

„Sag mal, bist du eigentlich bescheuert? Was soll ich denn in Istanbul? Hildesheim! HILL-DESS-HEIM!!“

Meinst du im Ernst, dass dieses Navi dein Gemotze versteht?“ fragte Gitti, die neben mir saß. Das fehlte mir jetzt noch, dass meine Frau sich da auch noch mit reinhängt. Ich wollte ihr nämlich gerade beweisen, dass der Kauf unseres neuen Geländewagens von Autohaus Al Rat ein absoluter Gewinn für unser Leben war.

Die passt halt nur nicht richtig auf, was ich sage“, erläuterte ich. „Man kann das ja auch per Hand eintippen.“

Ja, klar! Und dann fährst du wieder einen Zaun kaputt wie den von Schröders neulich, als du unbedingt die Adresse von unserer Gemeinde im Navi eingeben wolltest, obwohl du da seit 40 Jahren auch alleine hinfindest.“

Zugegeben, die Aktion war damals etwas blöd gelaufen. Ich wollte gerade nochmal erläutern, dass dieser Zaun sich mir quasi in den Weg geworfen hatte und dass ich es sowieso nicht verstehe, warum Schröders unbedingt einen Zaun haben müssen. Aber die unerbittliche Navi-Tante meldete sich wieder. „Ich habe Sie leider nicht verstanden. Bitte wiederholen Sie die Angaben und nennen Sie die Straße und den Ortsnamen!“

HIL-DES-HEI-MER STRAA … äh, Quatsch. Nochmal … KAI-SER-STRASSE ZWEI äh NEIN! SIEBEN! Also nicht ZWEI, sondern SIEBEN … UND VIERZ ...“ „Ich habe das leider nicht verstanden. Bitte wiederholen Sie zunächst den Zielort.“

Istanbul!“, sagte ich resigniert.

Den Weg nach Hildesheim kannten wir natürlich auch ohne Navi. Denn dort hatten wir uns damals ja schließlich kennengelernt. Gitti hatte im St. Monopoly Krankenhaus ihre Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und wohnte in einer WG. Ich war im Rahmen meiner Weiterbildung zum Brisanzbuchhalter ebenfalls in Hildesheim und so lernten wir uns in der Jugendgruppe der Christengemeinde „Globuli“ kennen. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick, denn nachdem klar war, dass zwei andere ziemlich gut aussehende Schwesternschülerinnen sich nicht für mich interessierten, hatte ich anschließend nur noch Augen für Gitti.

Sie erzählte später, dass sie mich zunächst für einen ziemlichen Vollidioten gehalten hatte und mich eigentlich doof fand. Auf meine Nachfrage, wann sie denn gemerkt habe, dass ich gar kein Vollidiot bin, hatte sie mich nur lächelnd angesehen und gesagt: "Kommt bestimmt noch."

Jedenfalls waren wir kurze Zeit später dann ein Paar. Tja, und noch etwas später, nach dieser Jugendstunde zum Thema „Kein Sex vor, während oder nach der Ehe“ haben wir nach einer wilden Knutscherei …


STOP! An dieser Stelle müssen wir als Redaktion einschreiten und die folgenden vierundzwanzig DinA4-Seiten zensieren, in denen Klaus Fischer eine wilde Nacht der beiden Hauptdarsteller mit prickelnd erotischen Sexszenen schildert. Denn erstens wollen wir so einen Schweinkram nicht veröffentlichen und zweitens war das vermutlich sowieso alles komplett übertrieben. Aber nun wieder zurück zu Arno Nühm, beginnend an der Stelle, wo es wieder jugendfrei wird:


duschen.


Aber genug von wilden Nächten. Wie war ich da jetzt überhaupt drauf gekommen? Ach ja, Hildesheim! Wir hatten uns überlegt, die erste Fahrt mit dem neuen Auto an unserem Hochzeitstag dorthin zu unternehmen, wo alles begonnen hatte. Damals! Als wir noch jung waren! Und noch keinen SUV brauchten, in den man bequemer ein- und aussteigen kann. 

Fast vierzig Jahre war das jetzt her und ich fragte mich gerade, wo diese ganze Zeit nur geblieben war? Während ich an diese alten Erlebnisse dachte und gleichzeitig mit knapp 80 km/h durch Burgstemmen fuhr, hätte ich vielleicht auch daran denken sollen, dass dort seit vielen Jahren ein Blitzer steht. Mist!

Achtung, Blitzer vor Ihnen!“ sagte die Navi-Tante ungefähr vierhundert Meter später.

Das macht die doch absichtlich!“ sagte ich genervt zu Gitti.

Der Blitzer stand hier die letzten zwanzig Jahre auch schon“, antwortete sie.und der Tonfall ihrer Stimme erinnerte mich plötzlich verdächtig an die Navi-Tante. Allerdings wollte ich unseren Ausflug nicht gefährden und versuchte deshalb unauffällig das Thema zu wechseln: „Was hältst du davon, wenn wir heute Abend diesen neuen Film auf Mettflix gucken?“

Du meinst den Film, in dem Halle Berry, Cameron Diaz und Megan Fox in äußerst knappen Bikini-Superhelden-Outfits die Welt gegen Außerirdische retten?“ fragte Gitti.

Da spielen Außerirdische mit?“ fragte ich.

Im nächsten Moment klingelte das Smartphone. Die Nummer kam mir nicht bekannt vor. Ich schaltete versehentlich am Display erstmal die Hotelsuche in Istanbul und danach die automatische Sitzverstellung ein und wurde deshalb ungefähr zwanzig Zentimeter nach vorne geschoben. Aber Gitti fand im Display schließlich den Button für das Telefon.

Hier ist der Apparat von Arno Nühm. Mein Mann klemmt gerade hinter dem Lenkrad fest ...“, sagte sie. Ich hätte gerne ziemlich böse zu ihr rüber geguckt, aber ich klemmte ja hinter dem Lenkrad fest.

Guten Tag!“ meldete sich eine Frauenstimme. „Mein Name ist Lora Zepam vom Gesundheitsamt. Ich müsste mit Ihrem Mann persönlich sprechen.“

Ich höre schon zu“, sagte ich mit leichter Atemnot. „Wir sind gerade im Auto unterwegs.“

Ah, guten Tag, Herr Nühm. Ich hab leider keine so gute Nachricht für Sie, denn ich muss Sie für die nächsten sieben Tage in Quarantäne schicken, weil Sie Kontakt zu einer infizierten Person hatten.“

Was?“

Ja, nach meinen Unterlagen hatten Sie in Ihrer Firma mit einer Frau Omikron zu tun ...“

Was?“

Äh, Entschuldigung! Der Name ist natürlich nicht Omikron. Denn so heißt ja der Virus … oder heißt es das Virus? Ich mach das mit den Anrufen fürs Gesundfheitsamt noch nicht so lange, denn ich bin eigentlich vom Finanzamt.“

Was?“

Jedenfalls müssen Sie ab jetzt sofort in Quarantäne, weil Sie zu dieser Frau Tüfuss ungeschützten Kontakt ...“

WAS?“

Nach einem etwas längeren Telefonat mit der Aushilfskraft vom Gesundheitsamt hatten wir schließlich herausgefunden, dass ich mich in Quarantäne begeben musste, weil meine Kollegin Mala Ria Tüfuss sich mit Corona infiziert hatte. Damit fiel dann leider auch unser Ausflug nach Hildesheim flach. Auf dem Rückweg gab es noch eine kleine Diskussion mit Gitti.

Und? Sieht sie wenigstens gut aus?“, fragte sie.

Was?“

Ob sie gut aussieht, deine Kollegin, bei der du fast 'ne Stunde im Büro gesessen hast?“

Was sollte das denn jetzt? War sie etwa eifersüchtig? Ich musste das ganz sachlich und einfühlsam aufklären.

Du meinst Mala Ria? Was heißt hier gut aussehen? Die ist eher so Durchschnitt. So wie du ...“

Ich weiß wirklich nicht, warum Gitti an unserem Hochzeitstag auf einmal schlechte Laune haben musste. Aber ich war natürlich erfahren genug, um jetzt noch einfühlsamer zu sein.

Ich habe lediglich mit meiner Kollegin am BH-Projekt gearbeitet.“

Aha ...“

Ja … Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?“

Wenn Frauen schweigen ist das nie gut. Oder … na ja … eigentlich ist es kurzfristig schon mal ganz gut, aber natürlich nicht, wenn man selbst der Grund für das Schweigen ist. Ich musste also unbedingt herausfinden, wieso sie als Frau … Ha! … das mit dem BH-Projekt … das hatte sie falsch verstanden. Das wird es gewesen sein. Ich bin ein Genie!

Deshalb erklärte ich ihr: „Das BH-Projekt hat nichts mit BHs oder deren Inhalt zu tun. Das B bedeutet irgendwas mit Business. Und das H steht für Customizing oder Management oder Bluetooth – glaube ich ...“

Hättest du nicht so lange bei dieser Kollegin rumgesessen oder wenigstens eine Maske getragen, wie wir im Krankenhaus das ja die ganze Zeit machen müssen, dann wärst du jetzt nicht in Quarantäne.“

Ich habe nicht rumgesessen, sondern am BH-Projekt gearbeitet, weil wir das bis zur SLIP-Konferenz fertig haben müssen … und nein, ich weiß nicht, was SLIP bedeutet und wer sich eigentlich bei unserer Firma HESCHTEC-MITU diese bescheuerten Abkürzungen ausdenkt.“

Quarantäne ist blöd!

Denn auf der Rückfahrt wollte ich eigentlich noch kurz bei unserem Pastor Hosea anhalten, um das E-Piano abzuholen, das ich ihm ein paar Tage zuvor geliehen hatte. Aber Gitti klärte mich auf, dass man in Quarantäne jeden Kontakt zu anderen Menschen meiden muss.

Auch zu Pastoren?“ fragte ich.

Sind Pastoren etwa keine Menschen?“ fragte sie zurück.

Doch, im weitesten Sinne schon ...“


Wie soll man eigentlich seiner Aufgabe gerecht werden und der am Boden liegenden Christenheit neues Leben einhauchen, wenn man diese Christenheit wegen der Quarantäne gar nicht treffen darf? Ich beschloss, die Zeit zu nutzen und mein neuestes Lied „Kommt zum Herrn, die ihr mühselig und geimpft seid“ für ein Youtube-Video aufzunehmen.

Ich rief also Hosea an und bat ihn, das Piano um Mitternacht auf dem Parkplatz hinter dem Aldi an mich zu übergeben (es ist dunkel und wir tragen Sonnenbrillen … und Masken!). Er war dann allerdings der Meinung, dass es einfacher und mindestens genauso legal wäre, wenn er das Instrument einfach auf unserer Terrasse abstellt.

Außerdem telefonierte ich noch mit dem Musikproduzenten Claus Geldmann, um von ihm das Equipement für meine Musikaufnahme zu leihen. Dabei stellte sich allerdings mal wieder heraus, dass ich von Technik einfach keine Ahnung habe, denn auf Geldmanns Bemerkung: „Für den Gesang gebe ich dir am besten mal ein MG3-Mikrofon. Das ist ein spezielles Vocal-Recording-Mik mit viel Sustain in den oberen Mitten und einer guten Reverb-Performance und Notch-Filter. Kennst du ja wahrscheinlich, das MG3, oder?“ reagierte ich nur mit der bescheuerten Gegenfrage: „Ist das so'n silbernes?“

Apropos Technik: Außerdem musste ich mich natürlich darum kümmern, dass ich auch während der Quarantäne für meine Firma arbeiten konnte. Und das erwies sich als ziemlich kompliziert, denn der IT- Experte unserer Firma, Ken Dieckrasch, war - um es vorsichtig auszudrücken - nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte.

Denn sein Technik-Support sah ungefähr so aus:

Dieckrasch (IT-Kraft): „Du musst erstmal deine VPN-Karte in den slot pluggen.“

Nühm (Anwender): „Welche VPN-Karte? Ich habe keine VPN-Karte.“

IT-Kraft: „Doch, klar hast du eine. Die ist so hellgraugrünweiß und da steht in dunkelgrünweißgrau „VPN-Card“ drauf … Hat jeder!“

Anwender: „Ich nicht!“

IT-Kraft: „Warte. Ich guck mal in der Clientlist nach. Weißt du noch, wann der handout war … also wann du die Karte bekommen hast?“

(leicht genervter) Anwender: „Ich habe keine Karte bekommen!“

IT-Kraft: „Doch, hat jeder! Ist aber kein Thema, wenn die Karte lost ist. Ich muss nur eben in der Liste deine customer-number … Warte, ich guck mal … Du heißt mit Nachnamen …?“
Anwender: „Nühm!“

IT-Kraft: „Mit N am Anfang?“

Anwender: „Nein, mit T“

IT-Krift: „Okay! T … T … aber da steht kein … Haha, witzig! Kleiner Komiker, der Herr, was? Denk immer dran, dass ich dein Notebook fernsteuern und zur Kettensäge umrüsten kann.“

Ich war mir ziemlich sicher, dass er DAS nicht konnte! Aber ich rollte möglichst unauffällig mit dem Bürostuhl zurück zum Schrank, in dem auch unser Werkzeugkoffer stand und holte vorsichtshalber den großen Hammer raus, ohne dass dieser IT-Mensch oder mein Notebook etwas davon mitbekommen konnten. Ich hatte zu viele Filme gesehen, in denen die Maschinen die Weltherrschaft an sich reißen. Wahrscheinlich, weil irgendein IT-Experte auf den falschen Knopf gedrückt hat, weil seine Schaukel zu nah an der Hauswand stand. Aber nicht mit mir!

Den Hammer benötigte ich dann doch nicht, denn am Ende des Gespäches stellte sich heraus, dass ich tatsächlich bisher von der Firma noch keine VPN-Karte bekommen hatte, weil meine Chefin dies mit dem Vermerk verhindert hatte: „Benötigt keinen Online-Zugang mehr. Kurz vor der Rente und Sicherheitsrisiko!“. Frechheit!


Ich will nicht alle Einzelheiten schildern, aber die Aufnahme meines Videos funktionierte ganz gut und ich schaffte auch die Präsentation für meine Firma in der knappen Zeit. Letztlich wäre es nur besser gewesen, ich hätte das Musikvideo bei Youtube und die Präsentation auf dem Firmenserver hochgeladen und nicht umgekehrt …



Kommentare

Simon hat gesagt…
Es ist soooo gut! Danke dir, Klaus!!!
#stillprayingforband6
klaus fischer hat gesagt…
Freut mich, dass es dir gefällt, Simon.

Aber nein ... kein Band VI mehr ... ich hab noch den halben Schrank voll mit Band V. Heutzutage kauft einfach keiner mehr Bücher.